Ivan Lefkovits – Holocaust-Überlebender
Shownotes
Ivan Lefkovits ist einer der letzten Überlebenden des Holocaust. Ursprünglich aus der damaligen Tschechoslowakei, lebt er seit Jahrzehnten in der Region Basel. Heute ist er 88 Jahre alt und kämpft gegen das Vergessen. Er erzählt in dieser Podcast-Episode seine Geschichte. Die Verhaftung, die Deportation, das Leben in zwei verschiedenen KZ, die Befreiung – und das Leben danach.
Host und Autor: Martin Diener
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Transkript anzeigen
00:00:00: Ich habe schon Angst, dass der Interesse verschwindet und dass es zurückkommt, fast die Zeit, wie direkt nach dem Krieg, wo kein Interesse war.
00:00:14: Weil Antisemitismus und über Holocaust nach dem Krieg war kein Interesse.
00:00:26: Ein Podcast von RF-Media Schweiz.
00:00:31: Gerade am Anfang des Podcasts war ein Hinweis.
00:00:35: Mein heutiger Gesprächspartner beschreibt Dinge, die unvorstellbar sind, die für uns fast zu viel sind, zum Gehören, das er aber erlebt hat.
00:00:44: Im Jahr nineteenhundertfünfundvierzig, also vor achtzig Jahren, ging der Zweite Weltkrieg zu Ende.
00:00:50: eine dunkle Zeit, die bis zu sixty-fünf Millionen Menschen das Leben gekostet hat.
00:00:55: Sechs Millionen Juden wurden von den Nazis umgebracht.
00:00:59: Ich bin Martin Diener und bei mir ist Ivan Levkovitz.
00:01:02: Er wohnt schon lange in der Region Basel.
00:01:04: Aussprünglich kommt er aus der damaligen Tschechoslowakei.
00:01:08: und er ist einer der letzten Überlebenden vom Holocaust.
00:01:12: Er erzählt von der Zeit, dort vor dem Krieg, von der Verhaftung, der Deportation, der Zweikazett, das war er, zur Avonsbrücke und Bergen-Belsen, von ganz vielen Gräuelsverzähltern der Befreiung und dem Leben nachher bis heute.
00:01:30: Und wir schauen auch in die Zukunft.
00:01:32: Ganz herzlich willkommen, Ivan Levkovitz.
00:01:35: Guten Tag, es freut mich.
00:01:37: Hoffentlich kommt es gut.
00:01:38: Das
00:01:39: kommt auf jeden Fall gut.
00:01:40: Très, eine Frage.
00:01:42: Wie reagieren Menschen, wenn Sie sagen, dass sie ein Holocaust-Überlebender sind?
00:01:48: Ich versuche, überhaupt darauf keine Rücksicht zu nehmen.
00:01:52: Jedenfalls im täglichen Leben sowieso nicht.
00:01:55: Zum Beispiel hier in Bettingen wusste man überhaupt nicht über meine Vergangenheit.
00:02:01: Und in ... Berufsleben sowieso nicht.
00:02:05: Und ich wollte diese zwei Sachen trennen.
00:02:10: Viele Leute konnten schon seit Befreiung von Katzen nicht loslassen und haben ständig über Holocaust gesprochen.
00:02:20: Ich wollte in erster Linie jemand sein, der einen Beruf hat.
00:02:26: Und ich definiere mich so.
00:02:28: Im Beruf bin ich ein Immunologe und Schicksal.
00:02:33: Holocaust-Überlebende, aber es soll nicht in Vergessenheit geraten.
00:02:38: Aber je älter ich bin und je weniger Überlebende da sind, desto skeptischer bin ich.
00:02:46: Alle Leute sagen, ja, wir werden jetzt die zweite Generation und wir werden das alles am Leben halten.
00:02:55: Ich bin nicht so sicher, ob es geht.
00:02:57: Ich sehe schon jetzt das Erzählen über Erzählen.
00:03:01: ist weniger präsent als direkt überleben.
00:03:06: Also das Erzählen übers Erzählen ist weniger stark als das Erzählen über das Erleben.
00:03:12: So ist es.
00:03:13: Sie haben es sehr gut definiert.
00:03:15: Sie haben gesagt, Sie haben das nie groß auf Ihre Fahne geschrieben, ob man doch im Gespräch es auf diesen Punkt in Ihrem Leben zu sprechen kann.
00:03:26: Wie haben da Leute reagiert?
00:03:30: Fast alle wollen Details wissen und alle sagen, das ist unglaublich, das ist interessant.
00:03:37: Erzählen Sie etwas darüber, dann erzähle ich.
00:03:40: Bei den Erwachsenen gibt es Probleme.
00:03:43: Die trauen sich nicht nachzufragen.
00:03:48: Bei Kindern ist es anders.
00:03:51: Deswegen ist es so, dass die Schulbesuche sind ihr interessanter als Gespräche mit Erwachsenen.
00:04:01: Extrem war ein Besuch im Altersheim, wo die waren besonders interessiert.
00:04:08: Die haben gesagt, bitte erzählen Sie.
00:04:11: Und dann, als sie gesagt haben, also jetzt bitte fragen Sie mich etwas.
00:04:15: Stille.
00:04:17: Nichts.
00:04:17: Die wissen nicht, was zu fragen.
00:04:20: Nicht, dass sie wissen nicht, was zu fragen, aber die trauen sich nicht.
00:04:24: Die Kinder ... sind offen, die sind noch unbelastet, die stellen Fragen, die also ich fange an mit einer immer wiederkehrenden Frage, die ich sehr gerne eigentlich beantworte.
00:04:41: Herr Lefkos, was ist schlimmer, Hunger oder Durst?
00:04:47: Und selbstverständlich will alle wissen, dass Durst ist schlimmer als Hunger.
00:04:52: Hunger kann man unterdrücken.
00:04:54: Durst kann man nicht unterdrücken.
00:04:56: Durst ist da, ist qualvoll.
00:04:59: Und wenn Durst ist da, kann man keine andere Gedanken haben.
00:05:04: Beim Hunger, schon wenn Mama erzählt eine Geschichte, dann mindestens für diese Zeit Kinder schreit nicht, dass ich bin hungrig, er kann das unterdrücken.
00:05:19: Und während... Und der schlimmsten Zeit der Unterdrückung meiner Mutter hat mich versucht, Interesse zu erwecken in Lernen, zum Beispiel Lesen, Schreiben und Rechnen.
00:05:36: Während interessanter Rechenaufgabe, auch wenn ganz einfach, bei kleiner einmal eins, da spürt man kein Hunger.
00:05:45: Da kann man sich konzentrieren auf etwas.
00:05:50: Sie sind heute achtundachtzig Jahre alt.
00:05:53: Gehen wir einmal zurück in ihre Kindheit.
00:05:56: In der Tschechoslowakei.
00:05:57: Wie war Ihre Familie?
00:06:00: Ich bin Jahrgang siebenund dreißig.
00:06:02: Das ist noch gut zwei Jahre vor dem Anfang von Krieg.
00:06:07: Und wie Sie wissen, auch wenn Kriege dann anfängt, das ist nicht sofort Bombardierung.
00:06:13: Das dauert ein paar Jahre so.
00:06:15: Das heißt, ich hatte eine ziemlich schöne gute, ruhige Kindheit, ein paar Jahre.
00:06:24: Und dann, ab gewisser Zeit, so sagen wir, ab dem Jahr, da war ich schon fünf Jahre alt, da kam die erste Ausgrenzung von Juden.
00:06:39: Heute, man würde es übersetzen, fast wie wie einen Mobbing.
00:06:44: So, das heißt, Meine Familie, eine vierköpfige Familie.
00:06:49: Mein Vater war Zahnarzt, meine Mutter Pharmazeutin.
00:06:54: Und mein älterer Bruder Paul, Palco, war Schüler.
00:07:01: Und was in Leben von meinem Vater und meiner Mutter sich abspielte als Ausgrenzung, habe ich nicht direkt erlebt.
00:07:12: habe mich immer identifiziert mit meinem Bruder.
00:07:17: Er war eigentlich der Erste in der Familie.
00:07:19: Er war der Leidtragende.
00:07:22: In der Schule kamen erste Anweisungen, dass jüdische Schüler nicht gute Noten nach Hause bringen dürfen.
00:07:33: Er konnte gut etwas zu Hause lernen, aber er durfte nicht eine gute Note haben.
00:07:41: Unglücklicher nach Hause.
00:07:43: Und das habe ich bemerkt.
00:07:45: Und das hat mir weh getan.
00:07:47: Das haben
00:07:47: auch ihre Eltern bemerkt.
00:07:48: Wie haben die dann reagiert?
00:07:50: Also, die haben versucht, ihn zu trösten.
00:07:55: Meistens in einer Form, die mir nicht sehr zusagt, weil die haben gesagt, Ivan bleibt da in Spiel weiter und wir reden mit Balko.
00:08:06: Und dann haben die sich mit ihm auseinandergesetzt und gesagt, du, sehr wahrscheinlich haben die ihm schon auch über den laufenden Krieg, wir sprechen über Jahr zweiundvierzig, da war schon Stalingrad, da waren sie sicher, haben sie ihm gesagt, du, wir, was immer das Wort wir bedeutet, wir werden den Krieg gewinnen, Hitler verliert, so, das musst du Die Zähne zusammen beißen wahrscheinlich, das konnte im Trösten innerhalb der Familie, aber draußen, er hat langsam weniger und weniger Freunde.
00:08:44: Einige sind von ihm abgekehrt und wollten mit ihm nicht zu tun haben.
00:08:50: Die andere Sachen waren, dass wir mussten den gelben Stern tragen und dass wir durften nicht in einen Park gehen.
00:08:58: Das war weniger wichtig.
00:08:59: Das war wirklich nicht so.
00:09:02: Sogar wenn ein Freund nicht mehr auftauchte, dann konnten wir sagen, wir haben andere Freunde.
00:09:08: Aber wenn es aktive wird, dass er ... wurde beschimpft als dreckige Jude, als Judensaal.
00:09:17: Ich weiß nicht was, keine gute Noten, dann war es wirklich schlimm.
00:09:23: Meine eigene Abgrenzung war, dass ich hätte eingeschult werden, in den Jahren forty-three.
00:09:31: Aber die Juden durften nicht zur Schule.
00:09:34: Ich kann mich nicht entsinnen, ob das für mich eine Tragödie war oder nicht.
00:09:39: Das weiß ich nicht mehr.
00:09:41: Ich
00:09:41: wollte gerade sagen, als Kind versteht man ja das nicht.
00:09:45: Haben Sie später mal mit der Mutter über diese Zeit gesprochen?
00:09:50: Sie
00:09:50: haben ja die Unterdrücke auch erlebt.
00:09:53: Nicht nur später, aber sie hat sofort gesagt, schau, viele Sachen, die man in der nächsten Klasse lernt, das kennst du schon.
00:10:02: Jetzt werde ich dich lernen zu lesen, zu schreiben und rechnen.
00:10:07: Und rechnen habe ich immer sehr gern gehabt.
00:10:10: Ich kann nicht behaupten, dass meine Eltern gut informiert waren, umgekehrt, die waren schlecht informiert, wie alle dort in der Slovakia.
00:10:20: Es ist kein iPhone, keine SMS, keine E-Mail, Briefe wurden zensuriert, man durfte nicht Radio hören.
00:10:28: Wie konnte man am besten überleben?
00:10:31: War sehr wahrscheinlich nur wenigen klar, aber schien mir, dass meine Eltern nur eine einzige kleine Möglichkeit, und zwar sich nach Ungarn abzusetzen, weil die Ungarn, die waren auf Seite von Deutschen, die haben mit den Deutschen zusammengespannt, aber damals waren von Ungarn keine große Deportationszüge nach Deutschland.
00:10:59: So dann die Idee war, dass wir nach Ungaren gehen.
00:11:03: Und als erste Deute, mein Vater und ich gehen und meine Mutter und Paul sollte nachkommen.
00:11:11: Aber der historische Zufall wollte es, dass ich bin angekommen ungefähr vierzehn Tage, bevor die deutschen Ungaren besetzt haben.
00:11:24: Was bedeutet besetzt, wenn die waren doch verbündete?
00:11:28: Um das ging es, es hat sich wahrscheinlich herumgesprochen, dass Ungarn wissend das Krieg ist verloren, die hätten sich am liebsten von den Deutschen gelöst.
00:11:42: Und die Deutschen wollten dem vorbeugen.
00:11:45: Die Deutschen kamen am neunzehnten März, und ich war drin.
00:11:54: Der erste Schritt der Deutschen, die den Ungarn befohlen haben, war Aufruf, dass alle Familien, die einen Juden unterbringen, werden mit Tode bestraft.
00:12:08: So, ich musste zurück in die Slowakei und dann war unser Schicksal damit in schlimmster Richtung gegeben.
00:12:18: Meine Mutter hat sich sehr verständlich gefreut, dass ich wieder bei ihr bin.
00:12:23: Aber wir wurden dann Ende Oktober Anfang November wieder verhaftet und wir blieben eine Woche in Gestapo-Gefängnis und dann kam die Deportation.
00:12:37: Ich möchte noch schnell eine Frage dazwischenstellen.
00:12:40: Vielleicht eine grundsätzliche Frage.
00:12:42: Weshalb der Hass dem jüdischen Volk gegenüber?
00:12:47: Woher kam das?
00:12:53: Juden waren immer eine eher gebildete Klasse.
00:12:58: Warum waren die gebildet?
00:13:00: Die Juden durften nicht Land haben.
00:13:02: Seit ein paar Jahrhunderten waren Restriktionen, die nicht so schlimm waren.
00:13:07: Die durften eine Kneipe haben, aber nicht ein Land.
00:13:11: Die durften nicht Tiere halten.
00:13:13: Aber dann ist ja viele hundert Jahre vorher schon irgendwie ein Antisemitismus aufgeflog.
00:13:20: Ja, so ist es.
00:13:22: Das Aufkommen von Antisemitismus ist eine jahrhundertealte Sache.
00:13:27: Aber es
00:13:28: ist
00:13:29: sehr interessant, dass die Juden, die eben Land nicht haben dürften, das Einzige, was denen übrig blieb, war zu lernen.
00:13:41: besser zu sein in den Sachen, die dürften machen.
00:13:44: Aber einen
00:13:44: wirklichen Grund für diesen Jahrhundertealten Hass gegenüber dem jüdischen Volk kennen auch sie nicht.
00:13:54: Hass gegen Juden, da kann ich nicht lösen, kann nur historische Beispiele nennen, die sehr oft genannt werden.
00:14:07: Es reicht mir wie nicht als Begründung, dass das südische Volk halt sehr intelligent, sehr wirtschaftlich denkend ist.
00:14:16: Das kann doch nicht der Grund sein, dass man ein ganzes Volk hasst und ausruten will.
00:14:22: Dann können wir das jetzt nicht beantworten wegen dem ursprünglichen Judenhasst.
00:14:27: Gehen wir zurück zu ihrer Geschichte.
00:14:29: Vater ist in Ungarn, Mutter.
00:14:32: Bruder und sie werden verhaftet.
00:14:34: Was ist da passiert?
00:14:35: Wir wurden verhaftet.
00:14:37: Da kommen immer vier Leute, zwei Gestapo und zwei von den slowakischen Militzen.
00:14:43: Die heißt Linka Garde.
00:14:46: Und da ist uns klar innerhalb dieser ein paar Wochen, da musste meine Mutter uns klarmachen, dass wir hoffen, dass es nicht schlimm kommt.
00:14:58: Es kam schlimm.
00:15:00: Aber jedenfalls sie wusste, dass jetzt kann Befehl, die restlichen Juden zu versammeln und nach Deutschland zu schicken.
00:15:11: Und leider, wir sind mit dem vorletzten Transport nach Deutschland abtransportiert.
00:15:19: Es ist halt so, dass ich jetzt Jahrzehnte später überlege, ob nicht andere Mittel gewesen wären, Krieg mindestens um ein Monat zu verkürzen.
00:15:34: Wieso ein Monat?
00:15:35: Sie werden es dann in ein paar Minuten erfahren, dass mein Bruder wurde am achten April, nineteenfünfundvierzig getötet.
00:15:46: Ein Monat vor Ende des Krieges.
00:15:49: Wenn Krieg hätte ein Monat früher enden können, mein Bruder hätte überlebt.
00:15:56: Man hätte viel mehr gegen die Deutschen machen müssen, damit der Krieg hätte kürzer sein können.
00:16:03: Vielleicht die Schweiz hätte etwas dazu beitragen können, wenn sie weniger Gold übernommen hätte und so und Sanktionen.
00:16:13: Also das war nur eine Zwischenbemerkung.
00:16:17: Die Fakt ist, dass wir wurden deportiert nach Ravensburg.
00:16:23: Das wussten wir nicht, wohin wir gehen.
00:16:26: Und tatsächlich, Ziel war eigentlich nicht Ravensburg.
00:16:31: Ziel war Auschwitz.
00:16:33: Aber Auschwitz hat an dem Tag schon mehrere Transporte übernommen.
00:16:39: Unser Transport blieb an Nebene geleisen und die haben Befehl gegeben weiter.
00:16:45: Muss man vielleicht schnell zur Erklärung sagen, Auschwitz ist ja das Vernichtungslager.
00:16:50: Das war der Vernichtungslager.
00:16:51: Und Ravensburg
00:16:52: ist eher was?
00:16:53: Ich komme dazu zurück.
00:16:55: Auschwitz, dort waren die Gaskammer voll tätig und die haben ein paar Millionen Juden ermordet und die endeten in Massengräbern dort.
00:17:06: So, das war Auschwitz.
00:17:07: So wie der Zug ging weiter und kam halt nach Ravensburg und wir haben erfahren, erst lokal, als wir schon aus dem Wagon rausgeprügelt waren, dann haben wir erfahren, dass Ravensbrück ist ein Frauenlager.
00:17:27: Und da war meine Mutter Frau, aber es waren einige Männer dort und die Deutschen haben nicht mehr über die Fähigkeiten verfügt.
00:17:39: Lokal, die Gefangene zu distribuieren, die Frauen dorthin, die Männer dorthin, die Kinder, wenn möglich, sofort erschießen oder so.
00:17:49: Das waren nicht mehr drin.
00:17:51: In Ravensburg waren Frauen, Männer und Kinder.
00:17:56: Und leider, mein Bruder, ein gut gewachsener Junge, ich war siebenjährig und er war sechs Jahre älter, so er war schon dreizehn.
00:18:07: Und schon ein
00:18:09: junger Mann.
00:18:10: Und den hat man in Männerlager gebracht.
00:18:13: Das war für meine Mutter das Schlimmste, weil sie hat geahnt.
00:18:18: Leider hat sich bewahrheit, dass sie ihren Sohn wird.
00:18:23: Das heißt, meine Bruder wird nie mehr sehen.
00:18:26: Und er wurde in kleinen Männerlager gebracht.
00:18:31: Und ich durfte mit meiner Mutter bleiben.
00:18:35: Die Bedingungen in Ravensbrück waren schlimm, zu wenig Essen.
00:18:44: Die Zählappelle jeden Morgen, ab vier Uhr morgens, das war grausam.
00:18:50: Es war spät Herbst, Anfang Winter, und draußen zu stehen.
00:18:57: Und SS hat sich keine Mühe gemacht, schnell zu zählen.
00:19:03: Die Leute müssten stehen, stehen, stehen.
00:19:06: bis die zählen von einer Richtung und anderer Richtung, ob es klaffte und musste zusammengezählt, dann müssten Mitteilungen, wer in der Bracke bleibt, weil war krank oder wer ist gestorben.
00:19:23: Das dauerte enorm lange.
00:19:24: Und das war Tag für Tag.
00:19:28: Wie ist es Ihnen da gekommen, als ... Als Kind merkt man, dass da was ganz Schlimmes passiert?
00:19:35: Oder ist das...
00:19:37: Ja, ist... Dass da
00:19:38: was Schlimmes passiert?
00:19:39: Oder wie ist es Ihnen da... Haben Sie das überhaupt realisiert, was da abgeht?
00:19:43: Ja, sehr verständlich.
00:19:44: Wir wussten ganz genau und es... Wir waren eigentlich so wie bei den Computer, wenn man sagt, Kurzzeitgedächtnis oder auch in unserem Gehirn-Kurzzeitgedächtnis, aber... abgelegt an eine kleine Platte war, jetzt bekommen wir noch den Frühstück oder nicht.
00:20:02: Oder, wann geht meine Mutter mit?
00:20:04: Welchen Kommando, wohin geht sie?
00:20:07: Also es sind nicht Tagesabläufe, es waren Minutenabläufe.
00:20:11: Es ging um das, was passiert in der nächsten Zeit.
00:20:15: Wo hast du versteckt den Stückbruch?
00:20:18: Gibt es noch untendet?
00:20:19: Polster?
00:20:20: Und es gab nicht.
00:20:21: Da haben jemand alles gefunden.
00:20:24: Ich kann sagen, mir ging es nicht besonders gut.
00:20:28: Aber jedenfalls, es gab Kinder, die konnten noch spielen.
00:20:34: Ich war ein pflegeleichtes Kind.
00:20:36: Also meine Mutter hat gesagt, ihr dürft zwar rausgehen aus der Baracke, aber tu es nicht.
00:20:44: Tu es nicht.
00:20:44: Es ist immer gefährlich, wenn dann du kannst Luft schnappen und dann wieder zurück und bleib zu Hause.
00:20:53: Und meine Mutter hat, als sie erkannt hat, dass die Kalorien reichen nicht.
00:21:01: Und wir haben gesehen, dass die Insassen, die ein Monat vorher da kamen, die waren schon dünner.
00:21:09: Man konnte anhand von, wie die ausgesehen haben, ob die waren dort ein Monat oder sechs Monate schon.
00:21:16: So meine Mutter hat praktisch gesehen, dass es geschieht uns nichts Schlimmes.
00:21:22: In dem Sinne, dass wir werden nicht geprügelt.
00:21:27: Man konnte ohne Grund geprügelt sein, aber wenn man sich fernhält diesen Sachen, dann konnte man gut über mir passieren, während der ganzen Haft nicht, dass niemand hat mich geschlagen.
00:21:42: Meine Mutter wurde mehrmals geschlagen, sie hat es hingenommen und hat weitergemacht, aber wichtig ist, Das hat sich für die Außenkommando, für freiwillige Außenkommando gemeldet, für schwere Arbeiten.
00:21:59: Und diese Leute haben eine extra Portion Suppe am Abend bekommen.
00:22:06: Und diese Suppe war für mich gedacht.
00:22:08: Und das hat mich auf ziemlich gut am Leben erhalten, diese extra Portion Suppe.
00:22:15: Und umso mehr hat meine Mutter geschüftet.
00:22:18: Sie war eine Frau mit voll Kräfte, sportlich daran lag sie an vorher.
00:22:24: Tennis gespielt zu friedlichen Zeiten.
00:22:27: Sie konnte das schaffen, aber einmal nicht.
00:22:31: Einmal schaffte sie es nicht.
00:22:32: Und das war am Tag nach einer Impfung.
00:22:36: Wir wurden alle geimpft.
00:22:38: Nicht damit wir gesund sind.
00:22:42: Die Impfung war effektiv.
00:22:45: weil die SS hat Angst von solchen für sich selbst.
00:22:50: Und dann hat meine Mutter eine wahrscheinlich zu hohe Dosis bekommen.
00:22:56: Da waren keine Einwegspritzen, die dosierte Menge abgegeben.
00:23:00: Da hat man schnell gespritzt durch die Kleidung, ohne sterilisieren.
00:23:08: Nächste, und nächste, und nächste, und nächste.
00:23:10: Und sie hat ... Am nächsten Tag enorm viel Merzen gehabt.
00:23:14: Und Fieber und alles.
00:23:17: Und sie musste die Außenkommando.
00:23:20: Und sie war dort mit einer... Sie mussten schleppen, eine Telegrafenmast oder etwas, ich weiß nicht, mit einer anderen.
00:23:29: Und die haben sich gut gekannt, meine Mutter und die andere.
00:23:33: Und die trugen diese Mast.
00:23:36: Und dann, meine Mutter hat gesagt, hör mal, ich kann nicht mehr.
00:23:41: Und die Vorne hatte Szene zusammenweisen.
00:23:44: Du musst es schaffen.
00:23:46: Du kannst das nicht ablegen.
00:23:48: Und meine Mutter ging noch ein paar Schritte und hat gesagt, pass auf.
00:23:56: Und die haben dir das abgeworfen.
00:23:58: Und da stand ein SS.
00:24:02: Und meine Mutter hat vorbeugend schneller als er könnte angreifen.
00:24:08: Sie hat gesagt, bitte entschuldigen Sie mich.
00:24:11: Und jetzt hat sie gesagt wegen dem, was sind Sie von Beruf?
00:24:15: Und sie hat gesagt, ich habe Ihnen eine Firma sollten.
00:24:19: Stellen Sie sich hier an den Zaun und bleiben Sie dort stehen.
00:24:24: Und Sie wurden wesentlich bestraft.
00:24:26: Passierte Ihnen nichts.
00:24:29: Die mussten lediglich dort stehen.
00:24:30: Stunden lag aber immerhin.
00:24:34: Und dann am Ende des Tages.
00:24:36: Dürften sie zurück, und sie hat sie auch die Suppe bekommen.
00:24:40: Und die habe ich dann bekommen.
00:24:42: Aber man hätte sie zu Tode prügen können.
00:24:46: Hat sie einmal Glück gehabt.
00:24:47: Das beschreiben sie ihnen.
00:24:51: Ich frage noch schnell wegen des Vaters.
00:24:53: Der ist ja in Ungarn.
00:24:54: Was ist mit ihm passiert?
00:24:56: Sie wurden ja mit Bruder und
00:24:58: Mutter deportiert.
00:25:01: Wir hatten über den Vater absolut keine Nachrichten.
00:25:05: Wir wussten, dass sie in Ungarn angefangen haben, praktisch sofort Deportationen.
00:25:15: Aber wir haben erst nach dem Krieg erfahren, Er wurde in Budapest verhaftet und zwar zu einer Situation, die man an die Ufer von Donau geschickt hat und hat sie erschossen ins Wasser hinein.
00:25:36: Das war mit unserem Partner.
00:25:39: In welchen Zeitabschnitt oder vor oder nach diesen unseren, das wissen wir nicht.
00:25:48: Er ist in Ungarn umgekommen.
00:25:52: Wenn ich mir jetzt die Situation vorstelle, Vater, keine Ahnung, wo er ist, Bruder weg, weiß man auch nicht, haben sie da nicht jeden Tag einfach nonstop geweint?
00:26:04: Nein, nein, nein.
00:26:06: Nein, nein.
00:26:07: Sehr wenige haben geweint.
00:26:09: Da war... Extens war eine Hoffnung, dass die überleben, wusste man nicht, dass... Über den Schicksal von meinem Bruder hatte ich nie Klarheit bekommen, auch nicht am Krieg war am Ende.
00:26:26: Und dann habe ich meine Mutter gefragt, wo ist Palko, wo ist er und wann werden wir ihm sehen?
00:26:33: Und erst als ich festgestellt habe, dass meine Frage tut meiner Mutter weh, dann kapierte ich selbst, dass er ist tot und kein Weinen.
00:26:46: Da hat man ganz einfach gelebt und eine gewisse Normalität auf dem tiefsten Niveau.
00:26:54: Sie wurden dann vom KZ Ravensbrück ins KZ Bergen-Belsen transportiert.
00:27:01: Wie war das?
00:27:03: Die Evakuierung von Ravensbrück nach Bergen-Belsen war wirklich das Stimmste, was wir hier erlebt haben.
00:27:11: Aber der Ankunft in Bergen-Belsen war etwas Schlimmste, was man sich vorstellen kann, so dass auf einmal nach ein paar Tage in Bergen-Belsen haben wir gedacht, um Gottes Willen, wir haben es schön gehabt in Ravensrück, weil in Ravensrück, wo es alles ganz schlimm war, aber es hatte einen festen Lebenstagesablauf.
00:27:40: Wir haben am Mord und war der Appell, dann wir gingen zurück.
00:27:45: Die Erwachsenen gingen arbeiten, wir blieben eben, wir und ein paar Kranke blieben in der Baracke, haben wir sehr süftig gewartet, bis sie nach Hause kommen.
00:27:56: Dann hat man etwas gegessen, ein Kaffee getrunken, also eine Flüssigkeit, die man Kaffee nannte.
00:28:06: Und dann gingen wir schlafen.
00:28:09: Im Werkenbelsen, ein totaler Chaos, Werkenbelsen-Werk.
00:28:14: Keineswegs ein Vernichtungslager, aber ein Konglomerat von verschiedenen Lager.
00:28:20: Und dort, wo wir kamen, war es absolut schlimm.
00:28:26: Überall waren Toten auf der Straße an Barken angelehnt.
00:28:31: Und die, als wir dann in einer Baracke waren, es waren auf drei Etagen.
00:28:41: Niemand wollte eigentlich unten schlafen, alle wollten höher, aber diese Höhe, die konnten, die waren dann zu schwach.
00:28:49: Wir haben runterzukommen.
00:28:51: Also es waren eine Hölle.
00:28:54: Das war eigentlich ganz schlimm.
00:28:58: Und das blieb eigentlich so, dass ab gewissen Zeitpunkt gab es kein Essen mehr.
00:29:08: Jeder war auf sich gestellt und die Leute räupten den anderen.
00:29:15: Also das menschliche Zusammenhalt war zusammengebrochen und am Ende war kein Wasser vorhanden.
00:29:25: Auch in diesen Umständen hat meine Mutter die Mühe genommen und hat mich gelehrt schreiben und rechnen.
00:29:36: Und war kein Wasser vorhanden.
00:29:39: Nicht weit weg war ein Basen voll Wasser, aber dort schwammen die Leichen.
00:29:45: So man wusste, dass das versäugt ist.
00:29:48: Und dann nach allen diesen unvorstellbaren Leiden, passierte da, das öffnete sich das Tor und kamen die britische Armee.
00:30:01: Und wir waren befreit.
00:30:03: Bevor wir auf die Befreiung zu sprechen kommen, möchte ich noch mal schnell fragen, was macht das mit einer Kindersäle?
00:30:10: Wenn im Wasser schwimmen Leichen, überall hat es Leichenberge und nichts zu essen.
00:30:18: Und die Menschlichkeit, Sie haben es gesagt, man musste sogar in der Baracke noch gegeneinander wie kämpfen.
00:30:26: Was macht das mit einer Kindersäle?
00:30:30: Schaltet man ab.
00:30:32: Wir haben uns verhalten, fast wie Zombies, wo eigentlich es ging, um nichts mehr als um zu zählen, kann nicht noch atmen.
00:30:46: Und diese Atmen und Zählen von Atemzüge, das war alles, was wir tun konnten und dann keine langzeitige Technik, nicht mehr.
00:30:56: am Abend zu wissen, was war vorher gewesen.
00:30:59: Nur eine halbe Stunde vorher und sehr verständlich.
00:31:03: die große Sache war, wie geht man auf die Toilette oder auf die Latrine, weil das auch das war, gefährlich rauszugehen.
00:31:15: Viele Leute wurden dort beraubt und so.
00:31:18: Es war eine ganz gefährliche Angelegenheit.
00:31:22: Im KZ Bergen-Belsen sind rund fünfundfünfzigtausend Menschen gestorben.
00:31:29: Wie haben Sie an Ihrer Mutter überlebt?
00:31:33: Es war eine einfache Chance, die hat nichts zu tun mit dem, ob jemand es besser ertragen hat oder nicht.
00:31:43: Und ich weiß es ganz genau, weil einige unserer gute Freunde, wo es waren, auch Mama ... Mit einem oder zwei Kindern, Mama und Kind, überlebten so wie meine Mama und ich.
00:31:58: Und dann die Mama ist nach der Befreiung gestorben.
00:32:01: Das heißt, die waren so ausgelaut, so am Ende, dass die konnten, wie man es im übertragenen Sinne sagen könnte, wenn man mit einem Kind schwimmt, bevor man untergeht im Wasser und reicht noch das Kind.
00:32:19: Am Ufer und selbst schaffte es nicht mehr.
00:32:22: Ungefähr so war bei sehr vielen und wir wurden befreit, aber passierte noch nichts am Anfang, weil war kein Wasser, die dauerte, bis die Briten Wasser hineingeschafft haben.
00:32:37: Aber frenetische Tätigkeiten waren außerhalb, wo die Briten haben, versucht sobald wie möglich ein Lazarett aufzubauen.
00:32:48: und einen Waschraum herzustellen.
00:32:53: Und dort wurden wir dann mit Ambulanz hineingebracht und die Wäsche abgelegt und wurden einzeln gewaschen in frischen Laken gelegt und wurden gerettet.
00:33:07: Da haben dann viele von diesen Geretteten gestorben.
00:33:12: Am fünften April kamen die Briten.
00:33:15: Am siebzehnten gab es endlich Wasser.
00:33:19: Aber sie haben mir gesagt, bis im Juni dauerte es.
00:33:22: Bis niemand mehr starb.
00:33:26: Bis jetzt
00:33:26: nicht.
00:33:27: Wegen der Schwächung.
00:33:30: Was waren dann die Ursache?
00:33:32: Waren Schwächung, aber nicht nur Schwächung.
00:33:35: Die Leute hatten Fieberg gehabt.
00:33:39: Entweder der Durchfall, den man nicht stoppen konnte oder umgekehrt war Verstopfung oder hat Leber versagt.
00:33:49: Aber jedenfalls, wir wurden wunderbar behandelt.
00:33:53: Wir haben alles bekommen.
00:33:54: Das war ständig der schwedische Rote Kreuz und hat man uns gefragt, was wir wünschen.
00:34:01: Ich war als Vorbereitung auch auf dieses Interview, diesen Podcast, diesen Sommer war ich im KZ Bergen-Belsen bei der Gedenkstätte.
00:34:11: Wenn man dort reinkommt, das schnürt einem den Hals zu, drückt einem das Herz ab.
00:34:18: Wie ist das für Sie?
00:34:19: Was passiert in Ihrem Herz, wenn Sie durch diese Tore durchschreiten?
00:34:28: Das erste ist, dass man versucht, festzustellen, wo bin ich, weil man erkennt nichts.
00:34:34: Ja, die Barocken stehen nicht mehr, das ist schon klar, aber sie ist ja doch ein Ort der Pein, ein Ort
00:34:41: des
00:34:41: Schmerzes, auch den
00:34:43: berselischen
00:34:43: Schmerzen.
00:34:44: Diese Ort habe ich genommen als ganz einfach als einen Park, wo, wenn man geht, das ist ein Friedhof, wo einzelne Leute haben keinen Grab, aber diese tausend Leute und fünftausend Leute und alle diese Gräber, das eigentlich statt Schmerz zu füllen, hat man gefragt, wo sagen sie, wo war das?
00:35:17: und könnten sie mir sagen, ich erinnere mich an nichts, aber es war so ein Feuerlöschbecken.
00:35:25: Wo war das, weil wir haben aus unserer Baracke, hineingeschaut hat.
00:35:30: Da kommen sie, das zeigend ihnen.
00:35:32: Aber
00:35:33: wenn sie in Skurzen, die die Gelenkstätte reinkommen, kommen dann nicht viele schlimme Gedanken hoch.
00:35:42: Nein, nein, nein, nein, nein.
00:35:45: Die Sache ist, aus diesem Gesichtspunkt ist überstanden, es erlöscht zusammen mit dem, dass mein Hass erlöschen ist gegen den Deutschen.
00:35:59: Manchmal habe ich so ein Gefühl, dass etwas vielleicht mit mir nicht in Ordnung ist, dass ich nicht mehr spüre, mehr Schmerz und Hass und so.
00:36:11: Aber ich betrachte langsam ist es so weit weg.
00:36:16: dass ich sage, bin ich es und dann hole ich die Kartei, wo ich da bin und das Kind dort.
00:36:25: und das bin ich.
00:36:28: Aber es ist so paradoxerweise, je unvorstellbarer es ist, desto leichter man von dem Abstand nimmt.
00:36:42: Sie haben gerade gesagt, der Hass gegenüber den Deutschen ist weg.
00:36:47: Wie ist das passiert?
00:36:49: Ja, also die ersten Tage, der Hass war enorm.
00:36:56: Wir sind in Juli, in der Zeit der Viertel, zurückgekommen.
00:37:01: Und die Reise ging sehr, sehr langsam.
00:37:04: Und wir haben gesehen, das zerstörte Deutschland.
00:37:08: Wir haben gesehen, wie die Städte da sind, Ruinen.
00:37:13: Unser Zug ist immer stehen geblieben und dann weiter.
00:37:17: Da haben wir gesehen, die Menschen, die da schlecht angezogen haben, die zerstörte Häuser und die Menschen, die schleppten sich auf der Straße.
00:37:29: Und wir haben es beobachtet, haben wir uns dabei.
00:37:34: Wenn es sehr etwas zerstört war, haben wir gezeigt.
00:37:37: Schau, wie schön das ist.
00:37:38: Das ist wunderbar.
00:37:40: Das ist auch sehr großartig.
00:37:42: Und wir haben Freude gehabt, zu sehen, wie es zerstört war.
00:37:47: Und dann einer hat gesagt, der Goebbels hat ständig geschrieben, wollt ihr den totalen Krieg?
00:37:55: Und die Masse hat geschrieben, ja, wir wollen den totalen Krieg.
00:38:01: Und dann kamen wir nach Breschow zurück.
00:38:05: Nach dieser langen, langen Reise habe ich mich herum geschaut und die Lokale gegeben und ich habe festgestellt, ich hasse nicht mehr die Deutschen.
00:38:16: Ich habe weiterhin gehasst.
00:38:18: Gewisse Symbole, das Symbole waren nie Uniformen oder Hakenkreuz.
00:38:23: Hakenkreuz war mir unangenehm, aber Stiefel habe ich gehasst.
00:38:29: Schwarze Stiefel, Schwarze Männerstiefel, das war ziemlich unerträglich.
00:38:35: Bis heute,
00:38:38: also nicht mehr bis heute, aber fast als ein Witz muss ich Ihnen sagen, es gibt jetzt ein Film über mich, heißt Jahrhundertsäge.
00:38:53: Es war für mich nicht so besonders interessant, ein Film anzuschauen, wo ständig ich bin, der da drauf ist.
00:39:02: Aber das war unterbrochen mit Sequenzen von Zeichnungen.
00:39:07: Fängt an mit Breschow und die Zahnarztpraxis und Schule und so.
00:39:13: Und immer ist ein paar Bilder.
00:39:15: Und dann kommen die Deutschen mit dem Stiefel.
00:39:20: Und dann sehe ich ja, ja, das ist genau so.
00:39:24: Und dann ... weiter weiter.
00:39:27: und dann ist Bergen-Belsen und dann sind die gutmütigen Engländer.
00:39:32: und dann sehe ich, er hat Stiefel an und die hatten nie Stiefel, ja.
00:39:37: So, das war ein einziges Mal, wo ich interveniert habe, habe ich viel angerufen, habe ich gesagt, hören Sie, mir ist es nicht wichtig.
00:39:45: Bitte retuschieren Sie es oder entfernen Sie es, weil die Briten haben keine Stiefel getragen, sondern Stiefel waren Deutsche.
00:39:53: So ein spezielles Detail, finde ich sehr spannend.
00:39:59: Später haben Sie Chemie studiert, Sie haben an verschiedenen Unis gearbeitet, dann das Angebot in Basel, ein neues Institut für Immunologie aufzubauen, da sind Sie bis zur Pension hier gewesen in Basel.
00:40:14: Grundsätzlich war die Zeit für sie, nach der Rückkehr in die Heimat, wieder zu leben, wieder Vertrauen zu haben in die Menschheit.
00:40:25: Wir waren zurück und ich wollte zur Schule.
00:40:30: Und für mich war sehr wichtig so viel Selbstachtung hatte ich, dass ich dachte, jetzt gehe ich zur Schule.
00:40:40: Alles Schlimm läuft, dann werden mich in die erste Klasse tun, weil ich habe nie Schule besucht.
00:40:47: Und dann, als ich festgestellt habe, dass ich gut genug bin, direkt in die dritte Klasse zu gehen, das war für mich ein von den ziemlich wenigen Erfolgserlebnissen nach dem Krieg, das ich konnte, direkt in die dritte Klasse.
00:41:05: Und in der Schule fehlte mir nichts.
00:41:10: Klar, dass viele Leute in einem breiteren Spektrum sahen, was gelaufen ist.
00:41:16: Aber für mich als Kind war gut genug, dass ich zu den Pfadfinder gegangen bin.
00:41:23: Dort habe ich gleichhaltig getroffen.
00:41:26: Ich war, falls mich überhaupt etwas nicht Angst habe.
00:41:31: Unmut hatte, dass ich war relativ dünn und schwach und ich konnte nicht so in allen mithalten.
00:41:40: Aber ich habe versucht, alles mitzumachen, was die andere tun.
00:41:44: Und auch der Befreiung.
00:41:45: haben sie da unter Obträumen gelitten.
00:41:49: Ja, ja sicher, das läuft bis heute nicht.
00:41:53: Aber das sind kurze Sachen, die ich nur sekundenlang erlebe.
00:42:01: Meistens ist es ein Gestank, der mich stört.
00:42:06: Zum Beispiel, ich habe festgestellt, dass sie kennen es ganz sicher, wenn man ging in Gemeinschaftsduschen und dann spürte man dort den Schweiß von anderen.
00:42:23: Das störte mich immer.
00:42:24: Heute in modernen Duschen spürten sie überhaupt nichts.
00:42:29: In meiner Kindheit, in Slovakia, aber auch in Tschechien und in Militär, da habe ich ziemlich gelitten unter dem Schweiß.
00:42:40: Das hat mich immer auf etwas aus dem Lager erinnern.
00:42:45: Der Schweiß ist ja dann im Wachzustand, wenn man ihn dann auch kommt.
00:42:49: Aber
00:42:49: das ist ja einfach in der Nacht auch
00:42:51: Albträume.
00:42:51: Also in der Nacht, der ein von den Unangenehmsten immer gibt es... Unterbewusst, ihr kennt einen Grund dafür, aber ein Auslösepunkt, aber zum Beispiel, wir waren auf einer wunderbaren Reise mit meiner Frau in Schottland mit einem Zug und der Zug in der Nacht blieb, auch neben Geleise stehen und dann, die haben Frühstück vorbereitet und am nächsten Wochen sind wir aufgewacht und weiter mit dem Zug gefahren.
00:43:25: Aber einmal in der Nacht, man schlief also in dem Zug.
00:43:30: Wunderbar, alles war bequem.
00:43:32: Und die haben unser Wagen umgegleist.
00:43:36: Und auf einmal für eine Sekunde oder ich weiß nicht wie lange, quitschte es und gerüttelt.
00:43:44: Und jetzt fühlte ich mich wieder im Lager.
00:43:47: Aber voll drin mit allen diesen Gefangenen und so.
00:43:51: Alles so.
00:43:52: Und dann war es vorbei und ich habe, ah, es in Ordnung ist in Ordnung.
00:43:56: Es war nur ein Traum.
00:43:58: Und so solche Sachen und auch Sachen, die ich da nicht einordnen kann oder nicht weiß genau, wie lange es dauerte und so.
00:44:08: Aber bis heute werden sie geplant.
00:44:09: Ja,
00:44:10: also jetzt in den letzten Jahren habe ich es nicht gespürt, aber bis später erwachsenen Jahre schon.
00:44:18: Noch der Befreiung.
00:44:19: Sie haben schon gesagt, Sie haben nicht immer hinausposaunzt, dass Sie Holocaust-Überlebender sind.
00:44:26: Warum haben Sie und auch Ihre Mutter nicht viel darüber gesprochen?
00:44:31: Niemand interessierte sich, war absolut uninteressant und außerdem richtig verstanden, als meine Mutter gesagt hat, dass wir nicht zum Essen gehabt haben.
00:44:43: Eine andere Frau winkte ab.
00:44:44: Ja, ja, das kenne ich.
00:44:46: Wir hatten auch Fleisch nur einmal in der Woche gehabt und so.
00:44:51: Ich habe jetzt schon ein paar Mal gehört, wie gut, wie liebevoll, wie weise auch, dass ihre Mutter gehandelt hat.
00:45:00: Wie wichtig ist ihre Mutter?
00:45:03: Was bedeutet sie ihnen?
00:45:05: Sie wäre jetzt vor einem Jahr, wäre sie hundertzwanzig gewesen.
00:45:10: So, ich bewundere sie bis jetzt.
00:45:13: Und auch Leute hier in Bettingen, sie lebten noch hier mit uns bis zu ihren Toden, aus dem Jahr fourneinzig.
00:45:21: Und sie hat viele Freunde, Freundinnen gehabt und hat uns geliebt, unsere Familie und wir haben sie geliebt.
00:45:30: Und sie hat uns sehr viel auch.
00:45:33: gegeben auch der nächsten Generation und sie konnte sich mit meinem Sohn sehr gut verständigen, nur auch, als sie die Memoaren geschrieben hat und so.
00:45:45: Haben sie sich je die Frage gestellt, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie nicht ins KZ gekommen wäre?
00:45:55: Doch, doch, das habe ich mir überlegt.
00:45:58: Meistens ... Als Witz, weil ich habe gesagt, meine Frau, dich hätte ich nicht kennengelernt, meine Frau, weil wir wären ein ganz anderer Verlauf.
00:46:13: Entweder blieben wir alle in der Slowakie oder wären wir ausgewandert oder so.
00:46:20: Es hätte also einen Verlauf, dass ich in die Uni gekommen hätte, meine Frau getroffen ist, eher unwahrscheinlich.
00:46:30: Das war so ein Witz.
00:46:32: Aber sonst, eine Sache war klar, dass ich war schon interessiert immer in das, was man später als Naturwissenschaft beraten konnte und auch meine Mutter als Pharmazeutin.
00:46:49: Sie war die Erste, die mir gezeigt hat, gewisse Formel von Substanzen, auch die H. II.O.
00:46:59: vom Wasser und Hydrogenperoxid und so.
00:47:02: Alle diese Sachen habe ich von ihr schon aufgeschnappt, viel früher.
00:47:08: Und ich ging sehr gerne in die Bibliothek und habe alles aufgestülbert und angeschaut und so.
00:47:16: Ich habe vielleicht noch eine Eine freche Frage, eine Frage, die ich wahrscheinlich nicht stellen darf, aber ich stelle es jetzt trotzdem, hat das Erlebnis im KZ auch Positives für sie, für den Rest ihres Lebens gebracht.
00:47:35: Ja,
00:47:35: darf man das fragen?
00:47:37: Das ist eine sogar sehr gute Frage.
00:47:41: Im Nachhinein, dass ich ... Positiv bin ich zu anderen Gruppierungen, anderen Ethnien.
00:47:52: Die breite Kontakte hat mir sehr geworfen.
00:47:59: Ich sage Ihnen einen Detail, können Sie es interpretieren, wie Sie wollen.
00:48:04: Meine Mutter war von vier Geschwister.
00:48:08: Die dritte Älteste hieß Magda.
00:48:16: Und wir waren auf ihrem Begräbnis in Preschow.
00:48:20: Alle waren so angezogen, wie man einem Begräbnis sein soll.
00:48:26: Und wir standen herum um den Grab.
00:48:29: Und da kamen die vier Männer oder zwei Männer, ich weiß nicht, und die haben den Sack runtergelassen.
00:48:37: Aber der eine Seil ist ausgerutscht und der Sack ist ... runtergeplumst und hat sich geöffnet.
00:48:46: Es standen dort rund um die Sechzig-Siebzig-Leute herum.
00:48:50: Der Sack schräg und die Tante schon versteifte, aber so ausgerutscht nach unten.
00:48:58: Und es war so wie in einem Bunyuel-Film, wo der Film für einen Moment still steht und so.
00:49:11: Ich bin aufgesprungen, ich bin in den Grab gesprungen.
00:49:15: Und ich habe die Tante nach unten gezogen und den Sack nach oben.
00:49:21: Ich hatte einen dunkelblauen Anzug, war ziemlich verschmutzt und die haben mir aus dem Grab geholfen.
00:49:28: Aber ich habe die Tante ordentlich bestattet.
00:49:32: Und der Einer hat gesagt, das hast du dir aus dem Lager mitgebracht.
00:49:40: Und irgendwie Da sofortige handeln und keine Angst von den blöden jüdischen Riten, wo man gewisse...
00:49:51: Ja, sie sind ja dann unrein, wenn sie einen Toten berühren.
00:49:54: Ja,
00:49:54: ja.
00:49:55: Und für mich war es kein Problem.
00:49:58: Und so das ist so eine Gegebenheit, die ich noch nie jemandem erzählt habe.
00:50:04: Vielen Dank.
00:50:06: Ihre Stimme.
00:50:07: Und die Stimme von den Holocaust-Überlebenden, die stimmen, die werden irgendwann verstummen.
00:50:15: Was dann?
00:50:18: Ja, ich glaube, Fehler ist schon gemacht.
00:50:22: deswegen, weil wir haben keine Ausbildung in der Schule, die dem vorbeugt.
00:50:30: Ein Neuanfang im Punkt von dem, was die Kinder als Erziehung genießen soll, das muss man machen.
00:50:39: Und man braucht eine Jugend, die humanistisch erzogen wird.
00:50:45: Und wenn da Leben geachtet wird, dann braucht man nicht eine spezielle Ausbildung gegen Antizemitismus.
00:50:56: Aber man soll ein Verständigung, dass Rassismus ist nicht richtig.
00:51:04: Nur zuletzt möchte ich sagen, wenn Sie Reden nie überrassen, ich rede über Ethnien.
00:51:11: Svortrassen ist nicht gemeint für Menschen, weil alle Menschen sind eine Rasse bei Tieren.
00:51:18: Wenn wir züchten, züchten wir diese oder andere Rasse, dann können wir Rassen haben.
00:51:25: Wir können verschiedene Spezies haben, dann wissen wir, Pferde sind keine Katzen.
00:51:31: Aber Pferde können verschiedene Rassen haben, Hunde auch.
00:51:36: Und das ist hineingezüchtet und dann entstehen Rassen.
00:51:39: Bei Menschen, solange die gleichen Anzahl Chromosomen haben, dann sind das Menschen.
00:51:46: Wenn die Zeitzeugen weg sind, haben sie Angst, dass da der Holocaust im Vergessenheit gerät.
00:51:54: Ich habe schon Angst, dass der Interesse allmählich verschwindet.
00:52:00: Und dass es zurückkommt, fast die Zeit wie direkt nach dem Krieg, wo kein Interesse war.
00:52:11: Weil Antisemitismus und über Holocaust, oder besser zu sagen über Holocaust und Antisemitismus als Begleitmechanismus nach dem Krieg war kein Interesse.
00:52:27: Leute haben andere Prioritäten, wahrscheinlich
00:52:30: auch aus Schaum.
00:52:32: Aber es kommt noch etwas.
00:52:34: Es musste etwas sein, was auf einmal die Leute aufrüttelt.
00:52:41: Und das war, als man hat Eichmann geschnappt.
00:52:46: Und dann war ein Prozess der Tagtäglich war im Fernseh und in Radio.
00:52:56: und es endete mit Todesurteil.
00:52:59: Und dann kam Interesse auf Holocaust.
00:53:05: Und als man hat den Film Holocaust mit Merrill Streep und so vorbereitet, ausgestrahlt, und die Leute haben es geschaut, und dann war Interesse.
00:53:23: Diese Interesse hat angefangen und dauert bis heute.
00:53:28: Ich glaube, es hängt davon ab, wie die Leute, wie und wann und unter welchen Bedingungen werden die sensibilisiert.
00:53:38: Wenn da keine Person mehr nach dem fragt, dann die Leute werden fragen, Holocaust, was ist das?
00:53:46: Ich hoffe, es kommt nicht.
00:53:48: Und übrigens, wenn ich das, was ich jetzt sage, sage, sehr selten, weil ich möchte nicht entmutigen sein, weil es gibt so viele Leute, die so viel Energie dem filmen.
00:54:03: Ich wäre sehr froh, wenn die Holocaust-Education weitergeht, aber ich sehe, wie schwierig ist es jetzt mindestens für diese Leute, wie ich bin.
00:54:17: das Aufrecht zu erhalten.
00:54:19: Hier in der Schweiz, in meiner Generation, ist niemand mehr bereit, darüber zu sprechen.
00:54:26: Deshalb vielen Dank, dass Sie erzählen über das Erlebte.
00:54:31: Und das hoffen wir, dass es noch viele gibt, die dann erzählen über das Erzählte.
00:54:37: Dank Ihrem Podcast.
00:54:39: Vielen Dank.
00:54:40: Ich danke Ihnen für Ihr Interesse.
00:54:44: Und ich möchte sehr gerne den Zuhörer sagen, verpressen Sie es nicht.
00:54:52: Danke.
00:54:54: Vielen Dank, Ivan Lefkowitz.
00:54:55: Alles Gute.
00:54:56: Danke schön.
00:54:57: Danke vielmals auch euch, dass ihr bei diesem Podcast dabei war.
00:55:02: Ich habe gesagt, ich bin selber gut gedenkstet vom KZ Bergen-Belsen-Besuchen.
00:55:08: Bilder davon und noch weitere Eindrücke und Geschichten von Ivan Levkovitz gibt es auch im Fenster zum Sonntag-Tag.
00:55:16: Der Link zu der Sendung findet ihr in den Shownotes.
00:55:18: Dort gibt es auch ganz viele andere Podcasts, die RF-Media produziert.
00:55:24: Ganz neu zum Beispiel.
00:55:25: Glaubwürdung.
00:55:27: Dort liegt der Schwerpunkt, wer hilft, wenn es Leben aus den Fugen geht, wenn Armut krankert, soziale Benachteiligung oder Einsamkeit den Alltag bestimmt.
00:55:38: RF-Media finanziert sich übrigens mit Spenden in den Shownotes, auch der Link für einen Patzen.
00:55:44: Danke vielmals.
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00:55:51: Merci fürs Dabeisein.
00:55:52: Alles Gute und eine gemöagliche Zeit.
00:55:55: Fenstergespräch.
00:55:57: Mutmachen-Geschichte aus dem Alltag.
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